Von ihrem orientalischen Ursprung bis heute haben Schals so gut wie nichts von ihrer Popularität als Kleidungsstücke verloren. Ob als Halswärmer an frostigen, windigen Wintertagen oder als modisches Accessoire und Ausdruck individuellen Stilbewusstseins – Schals sind ein fester Bestandteil unserer Garderobe. Die Variationsvielfalt von Schals ist groß, entsprechend dem jeweiligen Geschmack, Geschlecht, Anlass, Alter, der Jahreszeit, Laune oder Mode. So finden wir Schals in den verschiedensten Ausfertigungen: lang oder kurz, bunt oder einfarbig, dick oder dünn, samt oder leicht, löcherig oder gefranst, aus Naturfasern oder Kunstfasern, gewebt, gestrickt oder gefilzt, mit Mustern oder Streifen. Den Gestaltungsformen von Schals sind kaum Grenzen gesetzt. Gleiches gilt für die Kombinationsmöglichkeiten, die Schals bieten: Je nach Bindung, Material und Farbe lassen sich unterschiedliche Effekte erzielen. Selbst Hybridformen wie der „Snood“ – eine Kreuzung aus Kapuze und Schal – sind verfügbar. Scheinbar grenzenlose Vielfalt besteht überdies in puncto Preis und Luxuriösität. Alles ist drin, vom günstigen Flohmarkramsch-Schal bis hin zum aufwendig mit Haute-Couture-Stoffen und -Applikationen verarbeiteten Designerschal. Um Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Schalgattungen und -arten zu verschaffen, ist es hilfreich, zunächst die diversen Materialien ins Auge zu fassen, aus denen Schals zusammengesetzt sein können.
Zu den Grundmaterialien von Schals gehören natürliche Stoffe wie Seide, Wolle, ferner Viskose sowie synthetische Stoffe wie Polacryl und Fleecegewebe. In der Praxis sind Materialmischungen natürlich auch nicht unüblich.
Seide ist eine feine natürliche Textilfaser. Gewonnen wird sie überwiegend aus den Kokons von Seidenspinnerraupen (Maulbeerspinner Bombyx mori, der Japanische Eichenseidenspinner, Atlasspinner). Gelegentlich finden sich zur Materialverwendung inzwischen auch Seidenfäden von Muscheln und Spinnen. Über die Qualität von Seide bestimmen nicht zuletzt der Grad ihrer Feinheit und ihr Gewicht. Da die Herstellung von Seide mit hohem Aufwand verbunden ist, ist Seidenmaterial oft teuer. Was Seide für die Schalindustrie im Besonderen und die Textilindustrie im Allgemeinen besonders begehrenswert macht, sind vier wesentliche Merkmale: Glanz, hohe Reißfestigkeit und Widerstandsfähigkeit, eine isolierende Wirkung bei Kälte und Wärme sowie das Potenzial des Färbens. Für die Schalindustrie sind folgende Herstellungsarten von Seide erwähnenswert:
Wolle ist eine nachwachsende Textilfaser mit wellenförmiger Struktur. Gewonnen wird sie durch Scheren, Auskämmen oder Zupfen aus dem Fell bestimmter Säugetiere, darunter Schafe, Ziegen und (Klein-) Kamele. Die unterschiedlichen Wollarten tragen oft die Bezeichnung des entsprechenden Spendertieres im Namen, so etwa die Merinowolle, Mohairwolle, die Alpakawolle oder die Kaschmirwolle. Was Wolle als Naturfaser auszeichnet, sind folgende Eigenschaften: Sie ist wärmeisolierend, feuchtigkeitsabweisend, knitterarm, selbstreinigend, antistatisch und brennt nicht.
Viskose ist ein Stoff, der sich zwischen Naturfaser und Kunstfaser bewegt. Sie ist künstlich, insofern sie mittels eines chemischen Verfahrens hergestellt wird; sie ist natürlich, insofern sie aus natürlichen Materialien, nämlich Pflanzenresten, besteht. Optisch ähnelt Viskose der Baumwolle. Weil sie so griffig und teilweise so glänzend ist wie Seide, besaß sie früher den Beinamen „Kunstseide“. In der Textil- und Modeindustrie ist Viskose sehr beliebt, weil sie die positiven Qualitäten von Naturfasern in sich vereint: ausgezeichnete Farbhaltung und Leuchtkraft, Hautfreundlichkeit, starke Saugfähigkeit (Wasseraufnahmefähigkeit von bis zu 400% des Eigengewichts), Strapazierbarkeit sowie Luftdurchlässigkeit.
Fleece ist ein Velourstoff, der aus Polyesterfasern besteht. Hergestellt wird Fleece aus Kunststoffüberesten. Gelegentlich kommen bei der Weiterverarbeitung auch alte Plastiktüten oder PET-Flaschen zum Einsatz. Anders als Baumwolle und andere Wollstoffe ist Fleece wesentlich leichter und widerstandsfähiger. Weitere positive Merkmale von Fleece sind, dass es über eine wasserabweisende Oberfläche verfügt, gut vor Wind schützt und warmhält. Außerdem handelt es sich bei Fleece um einen langlebigen Stoff, der ungleich Wolle nicht kratzt und sich daher auf der Haut angenehm weich anfühlt und überwiegend knitterfrei ist. Der Nachteil: Fleece tendiert dazu, sich elektrisch aufzuladen, ist entzündlich und nicht besonders umweltfreundlich.
Polyacryl ist eine der an meisten verwendeten Kunstfasern. Hergestellt wird Polyacryl im Nass- und Trockenspinnverfahren aus dem chemischen Stoff Polyacrylnitril. Ähnlich der Wolle ist das künstlich erzeugte Garn Polyacryl griffig, flauschig und wärmespeichernd. Die hohe Elastizität von Polyacryl-Fasern sorgt für ein bequemes Tragegefühl. Darüber hinaus ist Polyacryl knitterarm und lässt sich leicht einfärben.
Den Verarbeitungsstoffen von Schals lassen sich grundlegende Schaltypen zuordnen. So seien im Folgenden Seidenschals, (Baum-) Wollschals und Synthetik-Schals kurz im Einzelnen vorgestellt.
Seidenschals und Seidentücher zählen sowohl in der Damen- als auch in der Herrenwelt zu den populärsten Modeaccessoires überhaupt. Kein Wunder: Denn sie geizen nicht mit Reizen. Gemeint ist nicht nur ihre edle, glanzvolle Optik. Hinzu kommt, dass sich nur wenige Kleidungsstücke so vielseitig kombinieren lassen wie Seidenschals. Ob als originelle Ergänzung zum Frack und Jackett oder auch als lässige Kombination zur Jacke, zum T-Shirt oder Top – der Seidenschal ist zu jeder Jahreszeit und zu jedem Anlass eine passende Wahl. Seidenschals können entweder kontrastreich getragen werden und so der Betonung dienen oder sich farblich in das restliche Outfit elegant-schön integrieren. Den Herren der Schöpfung dienen Seidenschals speziell in der Übergangszeit gerne als Krawattenersatz, sei es sportlich als „Ascot“ im Hemdkragen oder feierlich als „Plastron“ unter dem Hemdkragen. Insgesamt rühmen sich Seidenschals wegen ihrer Sanftheit einer hohen Hautverträglichkeit und verschaffen ein angenehm-luftiges Tragegefühl. Neben der isolierenden Wirkung, die Seidenschals dank der hohen Leitfähigkeit ihres Stoffes entfalten, eignen sie sich ebenso zum Verhüllen von Problemstellen, sind äußerst knitterarm und erweisen sich als schweißabsorbierend.
Während leichte Baumwollschals sich eher als Sommerschals eignen und uns sogar vor unangenehmen Sonnenbränden bewahren können, ist der Wollschal der kuschelige Schal-Klassiker der Wintergarderobe. Mit dem richtigen Material sorgen Wollschals für warm-weiche Wintertage, indem sie Nacken und Hals anschmiegsam vor Wind und Kälte schützen. Insbesondere bei Temperaturen unter null können Wollschals mit Rippenstrick und Zopfmustern warme Wunder bewirken. Aber nicht nur als Kälteschutz erfüllen Wollschals ihren Zweck. Bei entsprechender farblicher Abstimmung und Bindung können Wollschals auch als stylisches Modeaccessoire überzeugen. In Blau-Grün, Schwarz-Weiß und Rot-Grün passen sie perfekt sowohl zum Trenchcoat als auch zu einem dunklen Wollmantel. Ebenso können Wollschals lässig über dem T-Shirt oder einfach offen getragen werden. So bieten insbesondere exklusive Wollschals neben Tragekomfort auch ein attraktives Aussehen, ob in der Freizeit, an festlichen Anlässen oder im Business. Folgende Woll- bzw. Baumwollschalmodelle sollten Sie kennen:
Einst waren Strickschals nicht mehr als ein nützliches Mittel vor Kälte in Form eines rechteckigen Wolltuchs, das man lieber unter dem Wintermantel versteckte. Heute sind sie eine stilvolle Ergänzung des Outfits und Ausdruck guten Geschmacks. Den besten Beweis hierfür liefert nicht zuletzt die Winterausgabe des praktischen Loop- oder Schlauchschals, der aus dicker Baumwolle besteht.
Der Kaschmirschal, die Mutter aller Schals, blickt auf eine traditionsreiche Geschichte zurück. Gewonnen aus dem (Unter-) Fell der Kaschmirziege, waren Kaschmirschals lange Zeit pure Luxusgüter, in deren Genuss nur wenige Elitäre kamen. Im Indien des 16. und 17. Jahrhunderts gehörten sie zu den beliebten Kleidungsstücken unter Adeligen oder fungierten als royale Gastgeschenke. Später überreichte Napoleon als Hochzeitsgeschenk an seine zweite Frau zahlreiche Kaschmirtücher. Mittlerweile gehören Kaschmirschals zwar zum Standardrepertoire in der Modeindustrie. Doch ihre edle, luxuriöse Aura haben sie bis heute beibehalten. Unter Männern wie Frauen sind Kaschmirschals bekannt und begehrt für ihre sehr feinen und weichen Fasern, die ein angenehmes Tragegefühl erlauben und wollige Wärme spenden. Sie harmonieren nicht nur mit eleganten Outfits wie Wollmänteln, sondern bestechen ebenfalls in Kombination mit Lederjacken.
Dass Wollschals nicht nur eine wärmende Funktion haben können, belegen auch die sogenannten Palästinensertücher („Palis“, „Kufyiyas“). Früher vor allem ein Symbol für Widerstand und Rebellion, ist das Palästinensertuch inzwischen auch zu einem gern getragenen Accessoire in der Populär- und Jugendkultur mutiert. Traditionell ein weißes, mit Bommeln gesäumtes Fransentuch in rotem oder schwarzen Karomuster, dem der einstige PLO-Führer Jassir Arafat zum Kultstatus verhalf, gibt es Palästinensertücher heute in allen möglichen Variationen: gemustert, ungemustert, einfarbig, zweifarbig, bunt, kariert. Zwar besteht das Original aus Palästina aus einen Mischgewebe aus Wolle und Baumwolle, doch wer es lieber etwas edler und exklusiver mag, dem bietet das Label Lala Berlin die Designer-Version aus Kaschmir. In jedem Fall verleihen Palästinensertücher Ihrem Outfit eine lässige Note.
Schals, die aus Kunstfasern hergestellt werden, haben nicht nur Nachteile. Richtig ist zwar, dass synthetische Schals sich elektrostatisch aufladen. Auch ist bekannt, dass sie nicht schweißabsorbierend sind, sofern nicht feuchtigkeitsabweisende Fasern beigemischt sind. Dadurch entsteht ein unangenehmer Geruch, der im Stoff haften bleibt. Doch es gibt auch Vorteile. Aus weichem Synthetikmaterial gefertigte Schals ähneln nicht nur haptisch Schals aus Wolle oder Seide. Sie sind außerdem genauso pflegeleicht: nach dem Waschen trocknen sie schnell und sind knitterarm, weshalb sie nicht gebügelt werden müssen und sich gut für den Alltag eignen. Und was noch viel wichtiger ist: Synthetik-Schals sind langlebig und halten warm. Letzteres kommt besonders denjenigen zugute, die aufgrund einer Hautunverträglichkeit keine Wollschals tragen können. So finden sich heutzutage sogar schon Schlauchschals, die aus synthetischem Webpelz gefertigt sind. Besonders üblich sind Synthetik-Schals in der Sportmodeindustrie. Wer kennt nicht die gestrickten, in der Regel aus Polyacrylat und Polyester hergestellten Fanschals, wie sie von abertausenden Anhängern des Eishockey- und Fußballsports wöchentlich stolz im Stadion oder in der Sporthalle getragen werden? So schön spaßig kann Synthetik sein.
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